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Textgenerierung mit KI: Chance oder Risiko?

Manche Nachrichtenagenturen rufen nur noch Rohdaten ab und überlassen das Ausformulieren der künstlichen Intelligenz. Lehrmaterialien und Tutorials werden zunehmend von rasend schnellen Textgeneratoren erstellt. Mit den Antworten von früher nervtötenden Chatbots ist mittlerweile etwas anzufangen. Die KI hat ihre Vorteile, ganz klar, birgt jedoch auch eine Reihe von Gefahren. Fest steht, dass sich die AI nicht selten irrt – und wir geneigt sind, alles Automatisierte für bare Münze zu nehmen. Warum wir für den Bereich der Textgenerierung sehr skeptisch sein sollten, zeigt dieser Artikel.

Textgenerierung mit KI

Künstlich generierter Text: Kostprobe gefällig?

Mein Test: Zwei ähnlich formulierte Aufgaben für ChatGPT an einem Tag ergab zweimal das exakt gleiche Ergebnis. Duplicate Content also. Man stelle sich vor, diese Abfragen hätten zwei Personen, eine in Hamburg und eine in München, durchgeführt. Sehr schlecht für die SEO! Und nicht nur dafür. Lesen Sie bitte mal das Intro zur Aufgabe „Schreibe einen Artikel mit 800 Wörtern zum Thema KI-Text“:

ChatGPT, Intro zum Thema KI-Text

Immerhin: Die Rechtschreibung ist recht, die Grammatik ebenso. Außer der unsinnigen Bezeichnung des KI-Textes als „Technologie“ gibt es auch keine inhaltlichen Fehler. Aber die Sprache? Möchten Sie so etwas lesen? Ich zumindest wäre nach dem ersten Satz schon ausgestiegen, wenn ich den Text nicht hätte analysieren wollen. Lange Sätze mit viel zu vielen Kommas sind einfach ermüdend und schwer verständlich. Und natürlich geht es dann auch so weiter. 800 Wörter lang. Das langweilt. Als besonders störend empfand ich die mehrfachen Wiederholungen und die Werbung für das beste aller KI-Modelle. Versucht der Generator da sogar, den Leser zu manipulieren?

Menschen können es einfach besser

Mal abgesehen davon, dass ich einen Beitrag zum Thema KI-Texte nicht mit Gemeinplätzen beginnen würde. Sollte der Inhalt in etwa gleich bleiben, würde das Intro bei TextQuartett folgendermaßen aussehen:

 

Die KI-Textgenerierung ist schon erstaunlich gut geworden. Formale Fehler kommen praktisch nicht mehr vor, selbst inhaltliche immer seltener. Eingesetzt wird die künstliche Intelligenz schon für automatisierte Nachrichtenartikel und virtuelle Assistenten. Womöglich dauert es nicht mehr lange und die artificial intelligence hat unser tägliches Leben fest im Griff. Aber möchten wir das auch? Möchten wir beispielsweise Texte lesen, die nicht durch die Hände eines Verfassers gegangen sind? Wer garantiert uns denn, dass wir keinen „Fake News“ aufsitzen? Oder dass in einem Artikel einfach nur dummes Zeug verbreitet wird? Dieser Beitrag ist den Chancen und Risiken der Textgenerierung mit KI gewidmet.

 

Viel möchte ich dazu eigentlich nicht sagen. Aber welchen Text würden Sie auf Ihrer Website präsentieren? Und was meinen Sie, welchen Text würde Google vorziehen?

Textgenerierung mit KI: Verstoß gegen das Urheberrecht?

Schöpferische Leistung gehört dem Urheber

Sprachliche Feinheiten betrachten Sie als Schnickschnack? Hauptsache, ein Text kostet (fast) nichts (außer Ihren Daten für die Anmeldung)? Sie wissen aber, dass maschinell erzeugte Texte ohne vorherige menschliche Leistung gar nicht möglich wären? Diese werden nämlich aus dem Pool des einmal Erdachten nur neu zusammengesetzt. Und natürlich unterliegen die Ur-Texte dem Urheberrecht. Das Copyright, erkennbar am hochgestellten ©, schützt das geistige Eigentum eines Menschen vor fremden Zugriff. Erst, wenn der Urheber zustimmt, dürfen andere Personen seine „schöpferische Leistung“ nutzen. Das gilt selbst bei der Lieferung eines beauftragten Textes, bei der Autoren lediglich das Nutzungsrecht übertragen. Das Urheberrecht verbleibt immer beim Urheber. Auf den Punkt gebracht heißt dies: Das heimliche Kopieren fremder Texte ist gesetzlich untersagt.

 

Bei der Textgenerierung mit KI bewegen wir uns in einer Grauzone. Noch, muss dazu gesagt werden, denn die Gesetzgeber hinken lediglich hinterher. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es hier angepasste Regelungen zum gültigen Urheberrecht geben wird. Dies hält die KI-Textgenerierung sicher nicht auf. Die Autoren würden jedoch entlohnt – für ihre Leistung, mit der nicht sie, sondern andere Geschäfte machen.

Risiko der Abstrafung: Duplicate Content

Die Suchmaschinen wie Google, Bing, DuckDuckGo, Ecosia etc. mögen eines ganz und gar nicht: Text, der mehrmals vorkommt. Duplicate Content Checker, gerne auch abgekürzt zu Duplichecker, spüren die Plagiate auf. Eingesetzt werden sie vor allem an Universitäten und Schulen, aber auch Websuchmaschinen bedienen sich der effizienten Programme. Im besten Fall wird ein aufgespürter Text ausgefiltert, im schlechteren Fall negativ bewertet. In der Schule senkt dieses „Ungenügend“ den Notendurchschnitt, bei der Search Engine verschlechtert es die Position im Ranking. 

 

Bei automatisiert erstellten KI-Texten laufen Sie Gefahr, Plagiate zu erhalten, wie im Testbeispiel oben beschrieben. (Genau aus diesem Grund sehen Sie es als Bild und nicht als Fließtext.) Profi-Texter dagegen garantieren bei ihren Lieferungen einzigartigen Inhalt, Unique Content. Mit allen positiven Folgen für die Auftraggeber, die User und letztendlich auch die Suchmaschinenplatzierung.

Mehr Chancen oder mehr Risiken mit KI?

Alles eine Frage der Sichtweise, meine ich. KI-Texte sind

  • auf der einen Seite billig und im Nu erstellt,
  • auf der anderen Seite nicht plagiatssicher und wenig fair.

Die Zukunft wird zeigen, ob sich die Probleme lösen lassen. Bis dahin setzen ich und meine MitstreiterInnen auf „100 Prozent Gehirnschmalz“-Texte.

 

Übrigens: Zu den „Herausforderungen“ zählt der generierte KI-Text lediglich die Gefahr des Missbrauchs, weil es so schwer sei, menschliche und künstliche Texte zu unterscheiden, sowie die gefährdete Privatsphäre bei mangelhafter Anonymisierung persönlicher Texte. Kein Wort zum Copyright oder Einkommensverlust der Autoren. Und selbstverständlich erst recht nicht zum möglichen Duplicate Content.

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